Prolog
Die Hohepriesterin, wie auch die anderen Tarot
Karten, gehört zu unserer inneren Landschaft.
Wenn wir über sie sprechen,
sprechen wir nicht über einem Menschen, sondern wir meinen ein Symbol, ein
Muster, ein Spiegel. Sie ist ein Werkzeug, ein Diagnosewerkzeug, der die
Intelligenz besitzt, uns und unsere Situation zu beleuchten.
Wir kennen diese magischen Momente, diese
Bruchstücke in denen wir die Hohepriesterin in uns wahrnehmen.
Wir nennen sie
die innere Stimme, Bauchgefühl, Eingebung. Nun, mögen uns ihre Botschaften auch
konfus erscheinen oder unverständlich erklingen und das hat einen Grund:
Die Intuition kennt keine Worte und ist
der verbalen Sprache nicht mächtig.
Sie kommuniziert durch die Bilder,
Eingebungen, Geistesblitzen…
Es bedeutet nicht, dass sie nur dann zu
uns spricht, im Gegenteil sie spricht immer, nur in diesen seltenen Momenten
sind wir empfänglich, wir können sie wahrnehmen. Manchmal sind das sehr
subtile, leise Botschaften.
Auch die Neurowissenschaft interessiert
sich für die Hohepriesterin und beschäftigt sich mit der Sprache der Intuition.
Für sie ist das limbische System, der an den ältesten Teil des Gehirns
angedockt ist, zuständig.
Dem Teil des Gehirns ist die Sprache unbekannt und
deshalb kann er nicht mit unseren Sprachzentren kommunizieren.
Uns erreichen die Bilder, Impulse, Wahrnehmung, Symbole, Begebenheiten wie eine Melodie, ein
Wesen.
2. Die Hohepriesterin,
das
Geheimnis der Quelle, die Welt der Dualität und der Schlüssel
zum Paradies
Jede Frau wird als Hohepriesterin geboren.
Als Hüterin der weiblichen Weisheit und Magie.
Als Verkörperung der Mondseele, die
Mondgöttin.
Die Hohepriesterin ist in allen drei
Welten zu Hause: im Himmel, auf den
Erden
und in der Unterwelt.
Sie ist die Wissende, die Heilerin,
Seherin, Prophetin, Wandlerin.
Küsse nicht den Frosch, suche nicht den Prinzen.
Verwandle Dich selbst und erwarte von der
Welt nichts.
Alles,
was Du im außen suchst, trägst Du bereits in Dir.
Alles, was Du ablehnst, trägst Du bereits in
Dir.
Du bist die Schöpferin dieser Welt!
Umarme die scheinbaren Gegensätze, schau
genau hin:
Jeden
Tag erschaffst Du sie mit Deinen Emotionen, Gedanken, Ängsten,
Zweifeln und Unsicherheiten.
Mit dem Gefühl des Getrenntseins,
dem Urschmerz, der Dich von dem Moment an, in
dem Du in der Welt der Dualität
geboren bist, unzertrennlich begleitet.
Dort, wo die schnellen bunten Blätter Dich
betören und Dein Denken prägen,
findest Du mich nicht.
Dort, wo die vielen Bücher das Leben
erklären und Antworten geben, findest
Du mich nicht.
Dort, wo laute Töne Deine Tage färben und nicht
die Musik Deiner Seele sind,
hörst Du mich nicht.
Auch dort, unter den Gelehrten in der
großen weiten Welt, begegnest Du mir
nicht.
Verbunden mit den Gezeiten und den
Rhythmen des Lebens kannst Du die
Sprache der Natur und der Intuition
empfangen. Unscheinbar und
unspektakulär sind unerwartete Botschaften,
verlorengeglaubte Erinnerungen,
ein Wort, ein Traum, eine Melodie. Ein vom
Himmel fallendes Blatt, das mehr
ist, als es zu sein scheint. Sobald Du zu
lauschen beginnst, verlieren diffuse
Gedanken ihre Kraft, die Antworten
außerhalb von Dir zu suchen.
Ich bin die Stille, die Dir den Weg zeigt,
während Du im Dunkeln den
Hindernissen auszuweichen versuchst.
Ich bin der Schatten, der Dich in der
brütenden Hitze ruhig atmen lässt,
während Du nach Luft ringst.
Ich bin das Feuer, das Dir in der eisigen
Kälte die Wärme schenkt, während Du
am Erfrieren bist.
Ich bin die Oase, die Dich in der kargen heißen
Wüste überleben lässt,
während Du längst aufgegeben hast.
Ich bin die Göttin der Weisheit, die Hohepriesterin
aller Königslande.
Die Krone ragt in den Himmel, die Wurzeln nähren
die weibliche Macht.
Hinter dem Schleier von Freud und Leid liegt das Geheimnis der Polarität.
Schau hier zu meiner Linken, schau hier zu
meiner Rechten:
Zwei Säulen tragen die Welten, jede
Erscheinung ist in zwei geteilt.
Die eine Säule ist des Mondes unsichtbarer
Blick, ruhendes Sein und die
Unendlichkeit der inneren Welten.
Die andere Säule ist das Lächeln der
Sonne, bewegtes Sein und Dichte der
irdischen Welten.
Und siehst Du - die beiden Säulen sind
doch Eins!
Zwei Seiten hat die eine Wirklichkeit: die
helle und die dunkle.
Abseits der breiten Wege führt ein
schmaler Pfad durch die Tore des Herzens
in Dein Innerstes, in die geheimen Räume,
die Dein Heiligtum sind.
Laute Stimmen vergehen, die Pforten zur
Deiner inneren Tempel öffnen sich.
Die
Stille schärft Deine Wahrnehmung, der göttlichen Inspiration zu lauschen
und zu
spüren, dass da etwas ist, was mit uns kommuniziert, was uns antwortet.
Jede Frau wird als Hohepriesterin geboren.
Als Hüterin der weiblichen Weisheit, als Wandlerin
zwischen den Welten.
Sie gehört nur sich selbst.
Tief im Verborgenen trägt sie ihr
Geheimnis.
Die Hohepriesterin ist die Bewahrerin der Mondkraft, die
Erneuerin,
die Schöpferin. Sie herrscht über das Wasser und die
Flüssigkeiten des
Körpers, über die Gezeiten aller Meere, über den Urgrund
allen Lebens.
So wie die Gezeiten dem Zyklus des Mondes
folgen, so spiegelt er sich auch im
Rhythmus des Menstruationsblutes. Das rote Haar erinnert an die sich immer
wieder erneuernde weibliche Lebenskraft. Durch das Geheimnis des Blutes führt
der
Weg zum Allerheiligsten: zu der Erfahrung von Menstruation, Empfängnis
und
Schwangerschaft. Jede Frau hat an diesen Geheimnis teil. Sie ist eine
Bewahrerin
der Kreisläufe von Schöpfung,Wachstum und Verfall.
Jede Frau wird als Hohepriesterin geboren.
Ihre Energie ist schöpferisch, umwandelnd,
heilend und sie ist darauf
ausgerichtet, den göttlichen Funken der schöpferischen
Eingebung zu
empfangen, ihm zu schützen, ihm zu nähren und wenn die Zeit
gekommen ist,
ihm zur Welt zu bringen. Sie ist das Gefäß der Verwandlung.
Grażyna Jansen
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Grażyna
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