24 August 2019

Tarot 12. Die Hängende oder die Illusion von der Ordnung dieser Welt und die Umkehr





12. Die Hängende

oder die Illusion von der Ordnung dieser Welt und die Umkehr
Die Hängende www. grazynastarotgarten.blogspot.com

Dort, in der Zerrissenheit der Gedanken, wo der sichtbare Weg auf ein Ende 
blickt, werden die Wellen ruhiger, der Atem der Zeit langsamer. Im Land der Illusionen finden die Wege eine Grenze, die Schleier des Tages
 ziehen sich zurück. Die rabenschwarze Nacht kennt eine andere Sprache und eine andere Ordnung.

Das Sichtbare tritt in den Hintergrund, die Tore zwischen den Welten gehen auf.
 Die weisen Frauen der Nacht singen ihre Lieder, das Unsichtbare wird sichtbar.
 Nachts sieht alles anders aus. Nachts schließt das Bewusste seine Tore und die
 Wächter der Dunkelheit lassen durch nur die absichtslosen. Die, die nichts wollen,
 die nicht bewerten, die es geschehen lassen, die nichts erwarten, die nichts
 wünschen. Die, die vertrauen.

Eingebettet in die ewigen Rhythmen, singe ich meine Lieder über die Knospen
 und verwelkte Blätter, über die Liebe und den Tod, den Beginn und den Verfall.
 Die Melodien des Kommens und des Gehens, Freudentränen und Herzweh.
 Alles hat es schon gegeben, helle Zeiten, trübe Zeiten, das Rad dreht sich
 unaufhörlich. In der Dunkelheit der Nacht und im Licht des Tages werden Pläne
 geschmiedet und wieder verworfen, werden Wege gegangen und nicht weiter
 gekommen. Alles kennt die Zeit, Vergangenes und Zukünftiges, alles ist schon
 tausend Mal geschehen.

Wo ist die Wahrheit, die mehr ist als ein Wort?
Ein Wort wie das Wasser, die das Leben trägt, ein Wort wie die Sonne, die seine
 warmen Strahlen um die Schulter legt, ein Wort wie das Schwert, das mit einem
 Mal das Lächeln niederschmettert, ein Wort wie die Hoffnung, wie das grüne
 Treiben der neuen Blätter, wie die Blüten voller Nektar.
Wenn ein Wort die Wahrheit ist, dann ist die Wahrheit eine Illusion.
Eine Illusion von Glück und Leid, von Erfolg und Pech, von dem was war und
 was kommt. Alles ist miteinander verwoben, das Vergangene und das
Zukünftige, alles fließt ineinander in dem großen Netz der Zeit.
Ein Wort glänzt im Licht und ist unsichtbar im Schatten.


Dort, in der Zerrissenheit der Gedanken, wo der sichtbare Weg auf ein Ende
 blickt, werden die Wellen ruhiger, der Atem der Zeit langsamer. Die Wünsche,
 die Erwartungen und die Absichten ließ ich hinter mir. Die Absichtslosigkeit
 kennt keine Namen, keine Tage und Stunden, kein morgens und kein abends, 
kein gestern und kein heute, keine Nacht des vollen Mondes, keine Morgenröte.
 Kein zu früh, kein zu spät, kein wichtig, kein unwichtig, kein dafür und kein
 dagegen. Die Absichtslosigkeit unterscheidet nicht und sie trennt nicht. Sie
 bewertet nicht. Kein besser und kein schlechter, kein richtig und kein falsch.
Kein oben und kein unten.
Alles ist eins!

Wie ein Pendel schwinge ich im Rhythmus des Seins. Nackt, nur mit einem
 unsichtbaren Kleid aus Vertrauen umhüllt, selbstvergessen. Die Wasserwiege
 unter meinem Kopf, die Blätterkrone über meinen Füßen. Tief in mir ruht eine
 Kraft, die mit Allem verbunden ist. Ich bin das Wasser, die Wurzeln, die Äste,
 ich bin die Blätterkrone, die Luft, die alles durchdringt, die Erde, die alles
 hervorbringt.
Ich bin grenzenlos!

Der Baum lässt die Blätter fallen. Ihm wohnt eine Kraft inne, die weiß, dass
 alles ein Kreislauf ist und nichts verloren gehen kann, irgendwann und
 irgendwie kehrt alles zurück.
Es sucht sich seine Wege durch die Räume und die Zeiten.
Der Baum fragt nicht, wann? Er fragt nicht, wie?
Er ist im Fluss, vielleicht ohne es zu wissen.
Er gibt ab, dem Wasser, der Luft, der Erde.
Neue Knospen werden kommen, neue Blätter werden wachsen und wieder fallen.

Es geschieht etwas in mir, es entzieht sich der Sprache der Worte, es entzieht
 sich der Fülle der Gedanken, es lässt sich nicht greifen, es berührt mich tief.
Es ist unaussprechlich. 
Sprache ohne Worte, Melodie ohne Ton, Bilder ohne Farbe. 
Das Unfassbare aus der Tiefe. Ganz deutlich und doch kaum greifbar. 
Alle Dinge sind miteinander verwoben. 
Das JA ist nur noch ein Schein, das NEIN öffnet neue Wege.
Von ganz unten, aus dem Schlamm erhebt sich die Blüte.
Das Leben nimmt, das Leben gibt.
Unten ist oben.
Geben ist empfangen.

Grażyna Jansen







.

Möchtet ihr wissen, wohin das Türchen führt? Hier ist der Schlüssel.
Ihr werdet zu meinen Gärten auf Pinterest gelangen.
Wenn ihr euch dort gefällt, folgt mir einfach.

Ich freue mich auf Euch!

Grażyna






HINWEIS:
Aufgrund der neuen Datenschutzerklärung beachte bitte folgendes :

Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.
Mit dem Abschicken des Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass Deine gemachten
 Angaben zu dem Namen, Email, Homepage und die Nachricht selbst durch diese Webseite
 gespeichert und an Google-Server übermittelt werden.

Abonnieren von Kommentaren:
Als Nutzer dieser Seite kannst du nach einer Anmeldung Kommentare abonnieren. Du erhältst eine
 Bestätigungsmail, um zu prüfen ob du der Inhaber der angegebenen E-Mail-Adresse bist. Du kannst
 diese Funktion jederzeit über einen Link in den Info-Mails abbestellen.


Alle Texte, Bilder und Designs auf diesen Seiten, wenn nicht anders gekennzeichnet sind mein Eigentum.
Mit Angabe der Quelle und den Link dürfen sie gerne geteilt und weiterempfohlen werden.


Für die Inhalte der verlinkten Seiten
ist der jeweilige Anbieter der Seiten verantwortlich.

2 Kommentare:

  1. Liebe Grazyna,das hast Du wundervoll geschrieben, so habe ich die 12. Karte des Tarot noch nicht betrachtet. Auch Dein Bild dazu finde ich klasse.
    Sende Dir einen lieben Gruß von Herz zu Herz

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich wusste nicht, liebe Helga, dass Du Dich mit Tarot beschäftigst, wie schön:)
      Ich habe ziemlich lange an der 12. Tarotkarte gearbeitet, ich meine an dem Text (die Bilder sind vor langer Zeit, die 14 – 15 Jahre zurückliegt entstanden) und staune selbst, was da ins Licht wollte, welche Aspekte oder Sichtweisen sich mir gezeigt haben. Die traditionelle Deutung, auch die von den Koryphäen in diesem Bereich, setzt verstärkt den Opfer Aspekt im Vordergrund. Ich sehe das anders, es gibt bei mir auch keine Gehängte, sondern Hängende.
      Natürlich wird kein Mensch in diesem Sinne hängen, es ist nur eine Metapher für die äußerliches Nichtstun und für einen Prozess der Sichtveränderung und Veränderung des Bewusstseins und der Wahrnehmung. Es ist kein Opfer, sondern Verfeinerung und was damit zusammenhängt, eine Umkehr und Bereicherung!

      Ich danke Die sehr, liebe Helga, dass Du es gelesen hast und mir Deine Gedanken dazu hinterlassen hast:)
      Alles Liebe und eine gute Zeit, Grażyna

      Löschen