21 Januar 2021

Tarot 21. Die Welt

 

 
 

21. Die Welt und die Zeit hinter der Zeit

 

 

Sie hatte den CODE geknackt.


Es schien, als ob ihr ganzes Leben eine Flucht wäre.

Die Erinnerungen, schemenhaft, den Umrissen rätselhafter Nebelgestalten
 ähnelnd, waren das Einzige, was ihr gehörte. 
Sie waren ein Teil von ihr, ein ungeliebter Teil. Sie mochte es nicht, ihn
 anzuschauen, den ungeliebten fremden Teil. Sie mochte es nicht, sich den
 Erinnerungen zu stellen, der schreienden Stille zuzuhören. 
Sie hatte versucht sie aus ihrem Leben zu verbannen. 
Aber sie kamen immer wieder. Sie waren ihr einen Schritt voraus,  
als ob sie nur auf sie gewartet hätten. 
Stolpersteine.  
Jedes Mal, wenn sie versuchte einen großen Bogen um sie zu machen, warteten
 sie schon woanders auf sie. Als ob es ein Spiel wäre. Es war aber keins. 
Die Erinnerungen ließen sich nicht ausblenden. 
 Auch die verbannten kamen wieder. 
 Immer wieder. Unerwartet. Plötzlich. Überraschend. 
 Die Zeugen einer Epoche, die zu Ende ging. 

Dieses Mal sagte sie nicht JA, wie so oft.

 Nicht, dass sie NEIN nicht sagen wollte.

 Sie war der Meinung, sie wollte es tun, aber da gab es diese Blockade,

 dieses Etwas in ihr, was stärker, als sie war.

Das Schlimmste war, dass dieses Etwas nicht greifbar war. Es ließ sich nicht fassen,
es war immer präsent und doch nicht sichtbar, unerreichbar. 
Es war, wie eine nie enden wollende Betäubung. Sie lebte, gewissermaßen,  
in einer Blase, in ihrer eigenen Welt und sie wusste es nicht. 
Bis sie dahinter kam. 
Obwohl diese Blase, diese Betäubung viel Gutes an sich hatte, die Entdeckung
 machte sie traurig. 
Erst jetzt begriff sie, wie einsam sie war. 
Einsam unter vielen. Sie wusste, dieses Gefühl der Einsamkeit hatte  
nichts mit dem Äußeren zu tun. 
Dieses Gefühl war in ihr und nichts in der Welt wäre imstande dies zu ändern. 
Kein menschliches Wesen vermochte dies zu tun. 
Auf der Flucht ist man immer allein.

Viel Zeit ist verstrichen, dachte sie. Dachten alle.

So stimmte das nicht. 
Alle haben sich geirrt. Sie haben gelernt, das Ticken der Uhr zu fürchten. 
Fast vergessen waren die Rhythmen. 
Die Gesänge der nackten Bäume und die Frühlingsblumen, das Rascheln des
 Herbstes, der Schnee und der Raureif des Winters.

Alle haben etwas übersehen.

Sie hätten sich nicht mit all den Überflüssigen umgeben sollen, mit dem
 scheinbar notwendigen Luxus. Nein, all das hätte nicht sein müssen. 
Es hat sie verblendet.  
Es hat sie süchtig und ohnmächtig gemacht, während sie sich für groß und
 unbesiegbar hielten. 
So war es nicht geplant, so war es nicht vorgesehen. 
Das hat der Himmel nicht abgesegnet. 
Und dennoch ist es geschehen.
Es gab so viel, was eigentlich nicht sein dürfte. So viele Wiederholungen, 
so viel verlorener Zeit, so viel vergessener Zeit. 
So viel Zeit, von der sie nicht wusste, dass es sie gab. 
So viel Zeit, von der niemand wusste, dass es sie gab.

Zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gibt es unsichtbare Zeit.

Die Zeit hinter die Zeit. 
Dort werden alle Muster aufbewahrt, dort werden alle Fäden gefärbt,  
dort leuchten alle Schatten. 
 Nicht nur des Schicksals Hand bewegt die Welten, nicht nur des Schicksals
 Hand glättet die Wogen der Vergangenheit. 
In jener Zeit hinter der Zeit werden die Fäden gesponnen. 
Unsichtbares! 
Drei Nornen bewahren die Fäden, die Zaubermächte weisen den Weg, 
es geschieht, was geschehen soll!  
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - alle Tage sind eins, 
es gibt diesen einen Weg!

Dem Geheimnis der Zeit war sie oft ganz nah.

Oft hatte sie das Gefühl, der Schlüssel, der alles ändern wird, 
ist zum Greifen nah, er berührt fast ihre Hand... 
Doch etwas war in Wege, etwas stand dazwischen. 
 Eine unsichtbare Wand.

Sie ahnte nicht, wie dramatisch ihr Leben sich bald ändern wird.

Seltsamerweise hielt sie sich an das, was sie vergessen wollte,
 
 wie an den letzten Strohhalm, fest. Sie war nicht die einzige. 
Andere taten es auch.
 Aus Unwissenheit, aus Gewohnheit, aus Angst.  
Mit der Macht der Illusionen und der Täuschung war sie bestens vertraut. 
Ihr System war darauf aufgebaut, sich dieser innewohnenden Macht zu
 bedienen. Sie betätigte einen unsichtbaren Knopf  und augenblicklich war sie
 dort, wo ihr nichts passieren könnte. 
Das war der einzige Ort, wo Erinnerungen keinen Zutritt hatten.  
Wenn es etwas gab, was sie ihr Zuhause nennen könnte, dann war es das 
 Reich der Träume und der Illusion. Dort kam sie immer wieder zurück.  
Es war ihre Rettung und ihre Flucht. Es war ihr Reich. 
Dort hatte sie das Sagen. 
Dachte sie.

Die vergessenen Erinnerungen, an einem geheimen Ort gefesselt, verfolgten

sie dennoch, bis sie es durchschaute, bis sie erkannte, dass es einen Plan gibt. 
Es wiederholt sich, es folgt einem Muster, das immer stärker und 
unausweichbarer wird.

In dem Moment, in dem ihr das so deutlich, wie nie zuvor bewusst wurde,

löste sich der Plan, wie von Zauberhand, in der Luft auf. 
Die Muster verloren ihre Macht über sie.
Die lange Hand der Vergangenheit zog sich zurück.

Sie ließ ihre Drachen los.

Von Angesicht zur Angesicht stand sie vor ihnen und löste die Ketten auf. 
In Wirklichkeit löste sie ihre eigenen Ketten. 
Das war der Moment, in dem sie den CODE geknackt hatte. 
Im Augenblick der größten Klarheit gab es nicht mehr zu entscheiden. 
Es hat sich längst in ihr entschieden und es drängte in sie Sichtbarkeit. 
Ruhe war in ihr, Klarheit war in ihr. 
Sie fürchtete sich nicht. 
Die Drachen waren weg und sie sah den Schlüssel in ihrer Hand. 
Als ob er immer schön dort gewesen wäre.

Die Vergangenheit und die Zukunft,

 das Gestern und das Heute - alle Tage werden eins! 

Jenseits des Sichtbaren, jenseits der Namen und Zahlen, jenseits der Jahresblätter gibt 

es einen unsichtbaren Eingang zu dem geheimen Garten.

Dort wirken die Zauberkräfte, dort wachsen seltene Pflanzen, dort führt ein
 Blütenmeer zu den im Verborgenen wirkenden Gefühlen. Dort in der eisigen
 Winterkälte wird das Unsichtbare sichtbar. 
Dort in der eisigen Winterkälte hören die Bäume nicht auf zu singen.

Das Blatt dreht sich unaufhörlich, nichts bleibt, wie es ist.

Das unsichtbare Band verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 
Es entzieht sich der Sichtbarkeit des Materiellen und vermag dennoch das
 unsichtbare sichtbar machen. 

Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sind eins.

 
Immer ist Hier und Jetzt.

Grażyna Jansen








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Grażyna
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2 Kommentare:

  1. Zu sich selbst finden in Harmonie mit der Welt in uns und um uns.
    Das ist die Welt,- sehr schön beschrieben liebe Grażyna.
    Alles Liebe!
    Helga

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke liebe Helga für Deinen Besuch und die wahrhaftigen Worte.
      Zu sich selbst zu finden - alle Muster aufzulösen.
      Alles Liebe Dir, einen fröhlichen März!
      Grazyna

      Löschen